Landschaft, warum?


Was gibt es Schöneres, als ganz allein  inmitten einer grandiosen, großartigen Landschaft zu stehen, dem Wetter ausgesetzt zu sein und das Wettergeschehen, mit den damit verbundenen Stimmungswechseln zu beobachten und dann zu Verstehen. Vielleicht schon einen mehrstündigen, kraftzehrenden Anmarsch absolviert zu haben, sich dann die oftmals riesigen Dimensionen bewusst zu machen und dann versuchen, die Essenz eben genau dieser Szenerie zu fotografieren.

 

Eine Herausforderung, der ich mich seit fast 20 Jahren stelle, denn gute Landschaftsfotografie ist zum Teil harte Arbeit. Besonders, wenn man eine 8x10 Inch Kamera im Gepäck hat. So wie so manchem von uns große monströse Städte anziehen, faszinieren und oft nicht mehr loslassen, so sind die von mir porträtierten Regionen und Landschaften mittlerweile zu guten alten Bekannten geworden. Ich ziehe eigentlich nie ohne eine sorgfältige Tourenplanung los, wofür im Grunde auch mehr als genügend Zeit ist. Denn ob Zentralalpen, oder Dolomiten, das Zeitfenster ist nur kurz geöffnet. In den Gletscherregionen ist gute Fotografie eigentlich nur von Juli bis Ende September möglich. In den Dolomiten evtl. von Juni bis Oktober. Und egal, ob Island oder Korsika, dort ist der Aufenthalt nur kurz.

 

Im Grunde weiß ich im Vorfeld über jeden Ort recht gut Bescheid und kann dann auch den Umfang der Ausrüstung, die ich mitnehme, gut einschätzen, denn die Wege sind nicht nur in den Bergen Kräfte zehrend lang, sondern auch auf Island oder Korsika.

Bei all dem körperlichen und finanziellen Einsatz, sollten die Bilder natürlich auch technisch von bester Qualität sein. Beeinflusst durch Bücher, Kalender und Ausstellungen von Edward Weston, Brett Weston oder auch Ansel Adams war irgendwann klar, dass dies nur über ein großes Kameraformat geht. Und so kam ich auf Umwegen zu meiner 8x10 Inch Kamera und Andreas Weidner, der mir den Umgang mit diesem alten Handwerkszeug beigebracht hat.

 

War das Ganze früher ein sehr aufwendiger analoger Prozess bis zu einem fertigen Bild, so gehe ich heute nur noch den halben Weg analog. Die zweite Hälfte läuft jetzt digital. Meiner Meinung nach ist so maximale Qualität garantiert, denn durch diese hybride Arbeitsweise werden die Stärken beider Verfahren optimal genutzt. So kann ich heute schon bei der Aufnahme alle auch digitalen Möglichkeiten im Vorfeld mit einbeziehen und schaffe so die bestmögliche Basis für spätere Wiedergaben. Persönlich bin ich kein Technikfan, kein Theoriequatscher, kein Objektivesammler. Mein Platz ist Draußen und das so oft wie möglich. Für mich gibt es auch keinen Favoriten unter meinen Themen. Und erst recht bin ich mit nichts fertig.

 

Viele schöne Wege bin ich schon gegangen und noch viele mehr warten auf mich.


Jens Dietzel